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Die Abteilung Medien und Interaktion erforscht aus menschzentrierter Perspektive die Herausforderungen und Möglichkeiten der Mediatisierung und Digitalisierung der Gesellschaft.
Mit der zunehmenden Präsenz von Medien und auch der Vernetzung der Medien untereinander geht ein grundlegender Wandel der Kommunikationskultur und der Gesellschaft einher. Dieser birgt gleichermaßen Chancen sowie Risiken für Mensch und Gesellschaft und will gestaltet werden. Die Abteilung Medien und Interaktion nimmt den Wandel zum Ausgangspunkt, identifiziert im interdisziplinären und internationalen Austausch Forschungsthemen und -fragen, entwickelt innovative Forschungsmethoden, spezifiziert gesellschaftliche Herausforderungen und entwickelt Handlungs- und Gestaltungsstrategien.
Forschungsfragen werden primär menschzentriert bearbeitet. Die Mitglieder und Angehörigen betrachten nicht nur Momente der Kommunikation und Interaktion zwischen Menschen und Medien, sondern auch längerfristige Medienwirkungen auf individueller, gesellschaftlicher und politischer Ebene. Zugleich beschäftigen sie sich mit der Gestaltung von Medien, Kommunikationssystemen, interaktiven digitalen Systemen, untersuchen deren Rezeption und Aneignung bzw. erforschen die notwendigen Charakteristika solcher Systeme zur Erzielung vorher definierter Wirkungen und entwickeln die Systeme technisch weiter.
Die Abteilung hat fünf Forschungsschwerpunkte definiert:
Der Forschungsschwerpunkt greift die sozial- und geisteswissenschaftlichen Orientierungen der kommunikations- und medienwissenschaftlichen Forschung in Deutschland auf. Untersucht wird das rekursive Verhältnis zwischen (medienvermittelter) Kommunikation, (Massen- und sozialen) Medien und Gesellschaft hinsichtlich der Bedingungen unter besonderer Berücksichtigung des Wandels (Mediatisierung, Digitalisierung). Dabei betrachtet der Forschungsschwerpunkt Elemente des Kommunikationsprozesses (z. B. Kommunikator*in, Medium, Aussage, Rezeption, Aneignung, Wirkung) in organisationsbezogener und öffentlicher Kommunikation auf der Mikro-, Meso- und Makroebene.
Der Forschungsschwerpunkt begreift den Menschen als ein kommunikatives Wesen, das unmittelbar und auch medial vermittelt kommuniziert und somit auf vielfältige Weise an Kultur und Gesellschaft partizipieren kann. Der zugrundeliegende Medienbegriff reicht von Primärmedien bis zu den digitalen Quartärmedien. Damit wird einem weiten Medienbegriff Rechnung getragen, in dem sich sowohl ein erziehungswissenschaftliches, sozial- und schulpädagogisches als auch medien- und kommunikationswissenschaftliches Selbstverständnis von Medien wiederfindet. Medien sind nicht nur ein Mittel zur Verständigung, sondern stellen auch ein System dar, das Verständigung überhaupt erst ermöglicht und präfiguriert.
Untersucht wird im Forschungsschwerpunkt, in welcher Weise soziale und kulturelle Teilhabe, Lern- und Bildungschancen in einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft mit Medieninteraktionen verknüpft sind, wie sich Artikulationsweisen und Bildungsmöglichkeiten wandeln, wie aber auch neue soziale Ungleichheiten reproduziert und verstärkt werden, neue Diskriminierungen im Umgang mit Medien entstehen und welche neuen ethischen Fragen sich in diesem Kontext stellen.
Der Forschungsschwerpunkt beschäftigt sich aus der kulturellen Gegenwart heraus mit künstlerisch-gestalterischen sowie medial-kommunikativen Phänomenen, wie sie sich im Besonderen im Hinblick auf Erscheinungen des sprachlichen Ausdrucks, der Kulturtechnik des Schreibens, auditiver Elemente, der (Bewegt-)Bilder sowie deren inter-modalem Zusammenspiel ausbilden. Gegenstandsfelder sind künstlerische und gestalterische Erzeugnisse, wobei beide Begriffe so weit gefasst sind, dass sie auch den Bereich der Populärkultur, digitale Medien und Umwelt-Technologie-Mensch-Vernetzungen einschließen.
Die digitalen und allgemein medialen Transformationsprozesse werden als komplexe, gesellschaftliche, ökonomische, kulturelle und systemische Prozesse analysiert und auf Gestaltungsdimensionen einerseits sowie auf ästhetische Erfahrungen andererseits bezogen. In der jeweiligen Forschung spielen dazu auch die je aktuellen Entwicklungen der Medientechnologie wie der Mediengestaltung eine spezielle Rolle, im Abgleich mit der dadurch sich neu ausbildenden sozialen Praxis, deren ästhetisch geleiteten Im- und Explikationen die einzelnen Forschungsarbeiten ins Auge fassen.
Der Forschungsschwerpunkt 'Digitale Gesellschaft' befasst sich mit Gestaltung, Akzeptanz und Wirkungsabschätzung der digitalen Transformation. Die Digitalisierung hat in der letzten Dekade die Entwicklung von fast allen technischen Systemen und Dienstleistungen beeinflusst und verändert. Digitalisierung verändert das soziale Miteinander und führt zu neuen Phänomenen. Dabei betrifft Digitalisierung nicht nur eine Veränderung der Artefakte (Produkte, Dienstleistungen, Kommunikationsmittel), sie verändert ganze Branchen und das gesellschaftliche Leben. Die digitale Transformation führt zu disruptiven Veränderungen, deren Auswirkungen betrachtet, abgeschätzt und gestaltet werden müssen. Sie kann daher auch nicht rein technikzentriert umgesetzt werden, sondern muss interdisziplinär im Rahmen sozio-technischer Systeme analysiert, erklärt, prognostiziert und gestaltet werden, um auf Dauer erfolgreich zu sein.
Im Forschungsschwerpunkt 'Mensch-Technik-Interaktion' (MTI) wird interdisziplinär bei der Konzeption, Gestaltung, technischen Entwicklung und Bewertung von Systemen die Perspektive der Nutzer*innen eingenommen.
Die Bedienbarkeit von interaktiven Systemen, seien es Desktop-PCs, Mobilgeräte oder auch Maschinen, stellt einen klassischen Schwerpunkt der MTI dar, wird aber ergänzt um Faktoren, die das Erleben der Technik (User Experience) und ihre langfristigen Auswirkungen betrachten.
Die Interaktion bzw. Kooperation des Menschen mit Intelligenten Technischen Systemen in verschiedenen Anwendungsfeldern stellt dabei ein höchst aktuelles Forschungsfeld dar. Projekte in allen Bereichen haben oft einen hohen, teilweise technischen, experimentellen Anteil.
Als Querschnittsthema werden in allen Forschungsschwerpunkten zudem Diversity-Aspekte bzw. Fragen der Geschlechtergerechtigkeit, des demografischen Wandels (Berücksichtigung unterschiedlicher Herkünfte, Kenntnisse und Altersgruppen) und der Inklusion behandelt.
Die Abteilung versteht sich als interdisziplinäre Forschungsumgebung, die eine Zusammenarbeit über etablierte Fachgrenzen hinweg fördert. Gleichwohl ist sie disziplinär insbesondere in den Geistes- (Kunst,-Musik-, Theater- und Medienwissenschaften; Sprachwissenschaften; Literaturwissenschaft; Philosophie), Sozial- und Verhaltens- (Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung; Psychologie; Sozialwissenschaften; Wirtschaftswissenschaften), Gesundheitswissenschaften sowie der Informatik und System- und Elektrotechnik verankert.
Die Abteilung bietet zwei Promotionsprogramme an: 'Medien, Bildung, Ästhetik, Gestaltung' und 'Mensch, Digitalität, Gesellschaft'. In diesem Rahmen veranstaltet sie regelmäßig Kolloquien, Methodenworkshops und eine Ringvorlesung. Die Ausrichtung einer jährlichen Konferenz für Nachwuchswissenschaftler*innen mit anschließendem Tagungsband ist in Planung.
Dr. Gregor J. Rehmer
Koordination der Abteilung Medien und Interaktion
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