Die Abteilung Soziales und Gesundheit bietet im Sommersemester 2024 erneut ihre Ringvorlesung immer freitags von 10:00-11:30 Uhr an und lädt herzlich alle Mitglieder des PK NRW und Interessierte der Trägerhochschulen dazu ein. Die Veranstaltungen werden online angeboten. Der Link zu den einzelnen Vorträgen wird im Vorfeld durch die Koordination per E-Mail an alle Mitglieder der Abteilung sowie auf Anfrage an Interessierte gesendet.
22.03.2024: Partizipationsmessinstrumente aus einer versorgungswissenschaftlichen Perspektive (Prof. Dr. Britta Dawal, FH Südwestfalen)
Partizipation wird in der ICF der WHO und im Bundesteilhabegesetz (SGB IX) als Ziel für Rehabilitations- und Fördermaßnahmen gefordert. Das Begriffsverständnis von Partizipation im rehabilitations- und versorgungswissenschaftlichen Kontext orientiert sich bislang häufig an der ICF, wohingegen sich der internationale Diskurs bereits weiterentwickelt hat. Für den deutschsprachigen Raum fehlt bislang ein ganzheitliches Verständnis von sozialer Partizipation und dementsprechend ein valides Messinstrument, das sowohl die Partizipation sowie mögliche Barrieren, als auch die subjektiven Bedürfnisse und Präferenzen von Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen und/oder körperlich-motorischen Beeinträchtigungen in Bezug auf ihre soziale Partizipation erfasst.
Ziel des Forschungsprojekts PartJu war die auf qualitativen Methoden basierende Entwicklung eines Instruments (Soziales Partizipations-Inventar Jugendliche SPI-J) zur Erfassung sozialer Partizipation von Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen und/oder körperlich-motorischen Beeinträchtigungen. Im Anschluss wurde eine psychometrische Testung des Fragebogens SPI-J durchgeführt.
In diesem Vortrag wird das mixed-methods-Design sowie das methodische Vorgehen vorgestellt. Sowohl die qualitativen, als auch die quantitativen Ergebnisse und deren Triangulierung werden aufgegriffen und die Implementierung in die Praxis skizziert. Abschließend wird die in Vorbereitung befindliche Folgestudie kurz vorgestellt.
12.04.2024: Menschenrechtsbasierte Forschung (Prof. Dr. Theresia Degener, Ev. HS Bochum)
Forschung hat das Potenzial, einen wirksamen Beitrag zur Umsetzung der Rechte von behinderten Menschen zu leisten. Jedoch werden behinderte Menschen durch antiquierte Forschungspraktiken immer noch mehrheitlich exkludiert. Ihr Beitrag als Forschende oder Teilnehmende wird oft nicht angemessen gewürdigt, Forschungsprojekte orientieren sich noch am medizinischen Modell von Behinderung, und behinderte Menschen sind selten im Prozess des Forschungsdesigns oder der Forschungsumsetzung einbezogen. Der Vortrag baut auf Erkenntnissen der emanzipatorischen, partizipativen und inklusiven Forschungsmethoden auf und stellt eine neue menschenrechtsbasierte Disability Studies Methode vor, die ursprünglich vom internationalen „Disability Human Rights Research Network“ entwickelt wurde. Einige der Herausforderungen mit denen Forschende, die diese Methode übernehmen, konfrontiert sein können, werden adressiert.
24.05.2024: Nachhaltigkeit in der Migrationsgovernance: Die Rolle der Mindeststandards zum Schutz geflüchteter Menschen in Gemeinschaftsunterkünften (Prof. Dr. Kerstin Rosenow-Williams, HBRS mit Dr. Alina Bergedieck, Dr. Katharina Behmer-Prinz)
Dieser Vortrag analysiert die Etablierung lokaler Schutzstandards in der Unterbringung von geflüchteten Menschen und den aktuellen Stand der Umsetzung der “Mindeststandards zum Schutz von geflüchteten Menschen in Flüchtlingsunterkünften” (UNICEF/BMFSFJ 2020). Die Mindeststandards wurden 2016 vom Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) Deutschland, dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und insgesamt 30 Nichtregierungsorganisationen aus dem Bereich der Flüchtlingshilfe, initiiert und seitdem regelmäßig erweitert und angepasst. Dennoch sind die Mindestschutzstandards bis heute zumeist ein freiwilliger normativer Rahmen aufgrund fehlender gesetzlich verbindlicher und einheitlicher Standards in der Unterbringung von geflüchteten Menschen in Deutschland mit negativen Folgen, insbesondere für vulnerable Gruppen.
Für den Zeitraum 2017-2023 erforschte das Team die kommunale Flüchtlingshilfe anhand qualitativer Organisations- und Verwaltungsfallstudien. Der Vortrag gibt theoretische und methodische Einblicke in den Forschungsprozess und identifiziert Handlungsbedarfe und konkrete Handlungsempfehlungen.
07.06.2024: „Jeden Abend falle ich ins Bett und jeder Knochen tut weh!“ - Eine qualitative Interviewstudie zum Einfluss von prekärer Beschäftigung auf die Gesundheit (Thomas Altenhöner mit Natascha Nemetschek)
Zur Assoziation zwischen prekärer Beschäftigung und Gesundheit liegen einige Erkenntnisse vor, jedoch ist wenig darüber bekannt, welchen konkreten Einfluss die Tätigkeiten auf die Gesundheit der Betroffenen haben. Im Rahmen einer qualitativen Interviewstudie mit prekär Beschäftigten wurde der Frage nachgegangen, inwieweit sich die Tätigkeit in solchen Arbeitsverhältnissen auf die Gesundheit und ihre Determinanten auswirkt. Im Beitrag werden das Projekt und eine Auswahl zentraler Ergebnisse vorgestellt.