Ringvorlesung Soziales und Gesundheit
Wintersemester 2023/24 I 10:00-11:30 I online
Referent: Prof. Dr. Roland Brühe, Katho NRW
Abstract:
Mit der „Lehre vom Denkstil und Denkkollektiv“ veröffentlichte der Arzt, Mikrobiologe und Wissenschaftstheoretiker Ludwik Fleck 1935 eine noch heute Rezeption erfahrende Theorie, die erstmals die Frage nach Erkenntnisentwicklung in den Zusammenhang sozialer, historischer und konstruktivistischer Einflüsse setzte. Was Menschen als wahr ansehen, ist demnach determiniert von den Denkgemeinschaften, in denen sie sich bewegen. Diese als Denkkollektive bezeichneten Gemeinschaften bilden eine bestimmte Art gerichteter Wahrnehmung aus, einen Denkstil. Soll die Entwicklung von Denkstilen rekonstruiert werden, bietet sich ein diskursanalytisches Verfahren an, da es durch die Analyse von veröffentlichten Äußerungen die Denkbewegungen des Denkkollektivs (den Diskurs) und die Diskursbeteiligten identifizieren und in Beziehung setzen kann. An einem aktuellen Forschungsprojekt zur Rekonstruktion der Denkstilentwicklung im Pflegeberuf soll die Verschränkung mit einem diskursanalytischen Vorgehen aufgezeigt werden. Dabei wird insbesondere auf die mit dem Verfahren einhergehenden Fragen nach der Auswahl des Diskursmaterials, des zu analysierenden Diskursthemas und der Analysedimensionen eingegangen.