Ringvorlesung Soziales und Gesundheit
Wintersemester 2023/24 I 10:00-11:30 I online
Referent: Prof. Dr. Werner Schönig, Katho NRW
Abstract:
Viele Promotionen und Forschungsarbeiten verwenden Typologien oder Klassifikationen. In diesem Vortrag erläutert Prof. Schönig, wie sie zu verwenden sind und was zu beachten ist.
Typologien und Klassifikationen werden sehr häufig in der empirischen Forschung eingesetzt, um deren Ergebnisse anschaulich zu machen und greifbar werden zu lassen. Das ist insbesondere mit Blick auf die Kommunikation mit der Praxis als auch mit der Politik von Nutzen, denn Typologien und Klassifikationen werden von beiden Seiten verstanden und grundsätzlich akzeptiert. Sie haben zudem das Potential, als Theorien mittlerer Reichweite eine Brücke zwischen der Sozialen Arbeit (mit ihrem dominierenden Einzelfallbezug) und der Sozialpolitik (mit ihrem dominierenden Aggregatbezug) zu schlagen und eine Kommunikation zwischen beiden Sphären zu ermöglichen.
Andererseits werden in den Studien nur selten die grundsätzlichen methodischen und ethischen Probleme dieser Ordnungsschemata thematisiert. Hier markiert der Vortrag wichtige Aspekte zu impliziten und expliziten Bewertungen, zur Forschungsmethode im engeren Sinne und zu Implikationen in konflikthaften Diskursen für eine Kritik der Typologien und Klassifikationen. Dies geschieht vor dem Hintergrund der Literatur sowie durch ergänzende Aspekte aus einer Expertenbefragung an mehreren US-amerikanischen Hochschulen. Eine tiefere Analyse der Ambivalenzen führt zur Formulierung von Standards kritischer Typologie- und Klassifikationsforschung, welche für die europäisch-vergleichende Perspektive auf Kohäsion und Spaltung fruchtbar sein können.