Abstract
In den Gesundheitswissenschaften treffen unterschiedliche Fachdisziplinen, Interessengruppen und Expert*innen-Meinungen aufeinander. Diese Vielfalt an Perspektiven führt häufig zu unterschiedlichen Auffassungen, z.B. in Bezug auf die Bewertung von Methoden, Maßnahmen oder Therapieansätzen.
Die Delphi-Methode ist ein Konsensverfahren, mit dem es gelingt diese unterschiedlichen Meinungen systematisch zu erfassen, zu diskutieren und in einem strukturierten Prozess zu einem Konsens zu führen. Während des Delphis werden Expert*innen in einem mehrstufigen Befragungsprozess um Einschätzung verschiedener Themen gebeten. Durch eine transparente Darstellung des Antwortverhaltens der gesamten Gruppe in jeder Befragungsrunde besteht für die Expert*innen die Möglichkeit, die eigene Meinung zu reflektieren und darauf reagierend zu ändern (Dalkey, 1969; Jorm, 2015; Quilling et al., 2022). So kann die inter- und transdisziplinäre Expertise von Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen gleichberechtigt in der Forschung berücksichtigt und zielführend zusammengeführt werden. Die Methode ist in Technik und Politik als Prognoseinstrument bekannt und wird in den Gesundheitswissenschaften häufig als Konsensverfahren angewendet.
In der Ringvorlesung soll aufgezeigt werden, was unter der Delphi-Methode zu verstehen ist und ein Überblick über verschiedene Formen von Delphi-Studien gegeben werden. Es wird von Erfahrungen der Anwendung zweier Delphi-Methoden im Rahmen von Forschungsprojekten in den Gesundheitswissenschaften berichtet.
Zunächst wird von einer Anwendung des klassischen Delphis durch einen internationalen mehrstufigen Befragungsprozess in digitaler Form berichtet. Anschließend wird die Methode des Gruppendelphis erläutert und Erfahrungen der Durchführung eines online Gruppendelphis geteilt. Abschließend werden die Chancen und Herausforderungen die jeweiligen Delphi-Methoden aufgezeigt.